Wieso?

Lange habe ich mir überlegt ob ich diese Zeilen, ja den ganzen Blog überhaupt schreiben soll. Nach langem Hin und Her habe ich mich doch dazu entschlossen. Gedacht als Informationsquelle für meine Liebsten und Freunde, aber auch als Gedankenstütze für Betroffene die vielleicht in einer ähnlichen oder gar derselben Situation sind.

Wie aus der Chronologie der Seite „Sei gegrüsst“ zu entnehmen ist, erhielt ich am 15.Januar 2016 die Diagnose klassisches Hodgkin-Lymphom. Diese erhielt ich so nebenbei am Telefon, es war Freitag, eigentlich am Bewältigen des normalen Alltags.
Keine grosse Ahnung was Hodgkin ist, aber schon davon gehört und gewusst, dass dies jetzt kein normaler Schnupfen oder eine Grippe ist.

Dieser Zeitpunkt veränderte einiges. Die verschiedensten Gedanken schossen mir durch den Kopf. Was nun? Wie geht es weiter? Ich? Krebs? Was passiert mit mir? Vor allem wie sage ich es meinen Liebsten. Wie erkläre ich das jetzt das meiner aller Liebsten? meinem Sohn? .. Alles zu seiner Zeit .. Obschon nicht immer einfach, aber eines habe ich mir geschworen, alles zu geben den Humor nicht zu verlieren, auch wenn es nicht immer ein einfaches Spiel ist oder sein wird.

Mit den tröstenden Worten des Arztes im Hinterkopf, klassisches Hodgkin-Lymphom – ausgezeichnete Heilungschancen, neunzig Prozent heilbar.. dachte ich mir, da kann ja nichts schief gehen! Und doch fängt man plötzlich an zu zweifeln. Was ist, wenn ich zu den zehn Prozent gehöre? Was ist wenn die Therapie nicht anschlägt? Stop! Irgendwann muss man sich selber einen Riegel schieben damit die Gedanken nicht zu weit gehen und das Ganze nicht ausartet. Im Moment gehts mir ja eigentlich gut .. Ich spüre ja nichts …

Am folgenden Wochenende hatte ich nun reichlich Zeit – wahrscheinlich viel zu viel Zeit, mir mit meiner Liebsten Gedanken zu machen, wie es wohl weiter gehen wird. Mit einem Pseudowissen an Schulmedizin schiessen einem die verrücktesten Sachen durch den Kopf. Man verliert den Boden unter den Füssen, der Kopf ist leer und doch gerappelt voll. Das Atmen fällt schwer. Die Gedanken kreisen, aber immer um das selbe Thema. Man weiss weder ein noch aus. Jetzt bloss nicht all zu viel im Internet recherchieren. Und doch macht man es. Im Wissen dass dies nicht immer ein guter Weg ist, Informationen zu sammeln, hörte ich irgendwann auf damit und konzentrierte mich auf meine Fragen, die ich dem Onkologen stellen wollte, bei dem wir am kommenden Montag einen Termin haben werden. Ich erstellte sogar eine Liste, damit ja nichts vergessen geht. Gesagt – getan.

Die Wichtigkeit der Gespräche mit den Liebsten wird einem erst im Nachhinein bewusst, wie diese die Luft zum Atmen wieder bringen, den Boden unter den Füssen zurückholen und den Kopf für essenzielle Sachen frei machen. Obschon es für sie offensichtlich viel schwieriger ist, damit umzugehen. Dies vergisst man in der Hektik der Gedanken häufig und man sollte sich das immer wieder vor Augen führen. Vielen Dank!

Das Gespräch mit dem Onkologen war sehr hilfreich und wir wurden über Stadium, B-Symptome, Therapien, Nebenwirkungen und Medikamente gegen die Nebenwirkungen sehr gut aufgeklärt. Schon krass, man nimmt Medikamente gegen die Nebenwirkungen die selber Nebenwirkungen haben können, wie die, die man bekämpft. LOL Irgendwie eine verkehrte Welt. Meine Fragen wurden alle beantwortet und somit war der Startschuss in ein neues Kapitel in meinem Lebensbuch gefallen.

Zahlreiche Diagnosen und Untersuchungen waren nun geplant, damit das Stadium meiner Krankheit bestimmt werden konnte.

Wieso?
Diese Frage wird wohl in naher Zukunft unbeantwortet bleiben, da es auch noch keine passende Antwort dazu gibt. Über die Ursachen sind momentan keine konkreten Beweise bekannt. Ich bin einfach einer von ungefähr 250 Menschen in der Schweiz die diese Diagnose erhalten hat.
Tja, andere gewinnen im Lotto …